Es ist etwas lange her, seit ich hier ein Update geschrieben habe. Deswegen ist es umso mehr an der Zeit, nun endlich über mein Wintertraining im Süden zu berichten.

Nach Weihnachten bin ich direkt nach Teneriffa gereist, um dort 5 Wochen an der Wärme und in optimaler Umgebung trainieren zu können. Die ersten 2 Wochen hatte ich Gesellschaft von Kasper, Fäbu, Jonas und Reto, bevor Kasper und ich noch alleine dort waren bis Kasper mich für die letzte Woche auch noch verliess, weil er mit dem norwegischen Nationalkader in Edinburgh ein paar Wettkämpfe laufen musste. Das Training lief von Anfang an gut und ich gewöhnte mich schnell ans warme Klima. Auch pendelte sich schnell ein guter Trainingsrhythmus ein, welcher eine gute Kontinuität im Training gab. In der zweiten Woche hatten wir die Möglichkeit mit dem norwegischen Nationalkader mitzutrainieren, da gab es ein paar qualitativ sehr gute OL-Trainings (mit Posten schnelle OL-Trainings zu machen ist schon etwas angenehmer ;)). Für mich war v.a. der K.O.-Sprint in El Cardonal, einem technisch sehr anspruchsvollen Sprintgebiet in Santa Cruz eine sehr gute Möglichkeit, meine K.O.-Sprint-Abläufe etwas auf Probe zu stellen. Schon dort merkte ich, dass ich ziemlich gut in Form war. Ich entschied mich deswegen am Ende des Teneriffa-Aufenthalts einen 3000m-Test auf der Bahn zu laufen, um schwarz auf weiss zu sehen, wie schnell mein Grundspeed war. Ohne gute Vorbereitung und aus einer 15h-Trainingswoche heraus, lief ich dann 9:29min, welches einen Kilometerschnitt von 3:10min ergibt. Da ich es etwas defensiv angegangen bin und den ersten Kilometer auf 9:45min angelaufen bin, will ich sicher die Zeit vor dem Saisonbeginn noch einmal versuchen zu verbessern. Für mich eine riesige Überraschung, dass ich aus dem Nichts eine so gute Zeit laufen konnte und enorm viel Motivation fürs weitere Training.

Neben den wunderschönen Longruns (nun war ich auch endlich auf dem Teide), habe ich viele Qualitätstrainings absolviert, welche mir jeweils ein super Feedback gaben. OL habe ich nicht viel gemacht, jedoch die einzelnen Trainings bewusst ausgewählt und meistens ebenfalls als Qualitätstrainings (schnelle Trainings) ins Training eingebaut. Ein guter erster Wintertrainingsblock war geschafft.

Direkt von Teneriffa reiste ich weiter nach Barcelona, von wo aus es mit dem Auto weiter in die Pyrenäen nach Font Romeu ins Höhentrainingslager ging. Das Ziel war dort weiter an der Grundform zu arbeiten und dabei den Effekt der Höhe (1800m.ü.M.) auszunutzen. Kasper und ich hatten eine Wohnung von Ende Januar bis Mitte März gebucht, was 6.5 Wochen in der Höhe bedeutete. Leider hatte ich durch das Trainingslager des Nationalkaders einen kurzen Unterbruch einer Woche in der Mitte des Aufenthaltes, konnte aber von zwei guten Blöcken Höhentraining profitieren. Das Training lief auch wie geplant und ich konnte jeweils pro Woche drei gute Doppelschwellentage (2 intensive Trainings an der anaeroben Schwelle) absolvieren.

Auch im Trainingslager des Nationalkaders in Italien lief es gut bis mich nach 4 Tagen ein Magenvirus eine Nacht lang vom Bett ins Badezimmer rennen liess und danach noch zwei Tage komplett offside setzte. Die ersten Tage waren aber wahrscheinlich auch die trainingsmässig besten Tage, mit einem K.O.-Sprinttag, wo ich die Jungs challengen durfte, sowie einer verlängerten Mitteldistanz im technisch anspruchsvollsten Teil des Foresta Umbra. Dank etwas Ruhe, viel Schlaf, Salzstängeli essen und Tee trinken ging es mir am letzten Tag des Trainingslagers aber wieder einigermassen gut, dass ich zwei extensive Trainings im Wald absolvieren konnte.

Zurück in Font Romeu begrüsste mich der Schnee und die etwas kälteren Temperaturen wieder mit strahlender Sonne und nachdem sich der Magen auch wieder etwas beruhigt hatte, konnte ich schnell wieder ins normale Training einsteigen. Mit Hanna Lundberg, welche in meiner Abwesenheit auch in Font Romeu angekommen war, hatte ich auch super Trainingsgesellschaft für die harten Trainings. Leider vergingen die zwei letzten Wochen viel zu schnell und die Koffer wurden zum letzten Mal diesen Winter gepackt, um wieder einmal in die Schweiz zurückzureisen. Es scheint als wollten uns die Pyrenäen behalten, denn am Tag unserer Abreise schneite es so fest, dass wir es wirklich kaum ins Tal und später durch die Berge nach Barcelona schafften. Normalerweise dauert diese Fahrt 2h15, wir brauchten dafür fast vier Stunden. Glücklicherweise reichte es uns aber gerade noch, den gebuchten Zug nach Valence zu erwischen, wo wir auf der Heimreise einen Zwischenstopp machten, um die Zugfahrt etwas aufzuteilen.

Wieder zurück in der Schweiz standen einige Termine an, unter anderem der jährliche Leistungstest auf dem Laufband, welchen wir mit dem Nationalkader absolvieren. Ich war sehr gespannt, ob sich das gute Gefühl im Training in den Testresultaten bestätigen würde. Tatsächlich konnte ich meine anaerobe Schwellen noch einmal ein ziemliches Stück nach unten verschieben im Vergleich zu letztem Jahr und auch die maximale Kapazität noch einmal erhöhen. Alles in Allem ein sehr positives Feedback, welches mir bestätigt, dass ich physisch wahrscheinlich noch nie auf dem Niveau war, auf dem ich im Moment gerade bin. Etwas beängstigend, da wir ja erst gerade Anfang März schreiben, jedoch auch extrem motivierend, dass die Kontinuität im Training sich nun endlich ausbezahlt.

Diese Woche werde ich am Samstagabend versuchen, meine 3000m-PB vom Januar zu knacken und damit die Form noch einmal einem letzten Test vor dem Saisonbeginn Ende April stellen. Wer dabei sein will, der Start wird ca. 18Uhr im Stadion Steinhölzli in Bern sein, man kann auch gerne mitlaufen.